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Der Bündner Kreuzstich – Teil 1

  • aklucker
  • 10. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Der Kreuzstich hat eine Jahrtausende alte Tradition und war bereits im Mittelalter bekannt. Dies vor allem auf Grund der technischen Einfachheit und der grossen Gestaltungsmöglichkeiten der Kreuzstichstickerei. Ab dem 16. Jahrhundert im Zeitalter der Renaissance wurden Wohnräume vermehrt geschmückt. So wurden mithilfe des Kreuzstiches Decken, Paradekissen und Prunkhandtücher bestickt und an wichtigen Anlässen, wie Geburt, Taufe, Hochzeit oder der Aufbahrung von Toten, präsentiert.

 

Mit dem Bündner Kreuzstich bestickte Tischdecken und Wandbehänge in einem traditionellen Kreuzstichbuch von Elly Koch
Bestickte Tischdecken und Wandbehänge diente als Schmuck, um die Gäste zu beeindrucken.

Mit dem Aufkommen der Stilepochen Barock und Rokoko im 17. und 18. Jahrhundert, wurden die Muster flächiger und verschnörkelter; dafür eigneten sich andere Stickarten, wie zum Beispiel der Ketten- oder Plattstich, besser. Das besondere im Bündnerland war, dass die Renaissancemuster, teilweise nur wenig verändert, beibehalten wurden und der Kreuzstich somit durch die Jahrhunderte hindurch präsent war. Das Erhalten der traditionellen Muster wurde durch die Abgeschiedenheit der Bündner Täler begünstigt. Zudem konnte eine kleine Kreuzstichstickerei aufs Feld mitgenommen werden, um während einer Arbeitspause weiter daran zu arbeiten.


Eine Kreuzstichvorlage aus einem traditionellen Musterbuch für Bündner Kreuzstich
Mustervorlage aus einem traditionellen Musterbuch

In keinem anderen Kanton in der Schweiz gab es eine solche Fülle von reich verzierten Wäschestücken wie in Graubünden. «…Sein Leben, seine Arbeit, sein Werkzeug, seine Tiere, seine Blumen stellt das Volk dar. Es arbeitet künstlerisch für die wichtigsten Augenblicke des Lebens und möchte in seinen Werken sich und den Nachkommen manches sagen und manches erzählen. Wohl die meisten der reichverzierten Stücke sind als Angebinde oder für den Hochzeitstag angefertigt worden, um für Haus und Familie dauernd etwas Schönes zu besitzen; denn beim Volk hat der Gedanke: das bleibt auf dem Hof, daran freuen sich noch die Kinder, seine alte Zugkraft noch nicht verloren. Auch für den Kirchgang an Sonn- und Feiertagen möchte man etwas Besonderes haben, um schon durch Kleidung und Ausstattung aus dem Alltag heraus in eine feierliche Stimmung zu kommen, in eine Stimmung, wie man sie gerne in die Kirche mitnimmt…» Dieses Zitat von P. Notker Curti ist aus der Einleitung zu der Mappe mit Kreuzstichmustern, welche von der Bündner Vereinigung für Heimatschutz 1929 herausgegeben wurde.


Herzlich

Anna Laura


Textquellen:

  • Brodbeck, Therese; Schaffner, Liliane (2004): „Kreuzstich“ Randvermerk. http://www.randvermerk.ch/arbeiten. Zugriff: 09.12.16

  • Notker Curti, P. (1929): „Kreuzstich und Filetmuster aus Graubünden“. „Kulturhistorische Monographie mit 20 Kunstbeilagen“. Chur, Bündner Vereinigung für Heimatschutz.

  • Schmid-Kunz, Nina (2016): Der Bündner Kreuzstich“. In: Tracht und Brauch, 03/2016: 6-11.

  • Zweifel, Meta (1990): „Kreuzstich-Meisterin”. „Elly Koch“. In: Meyers Modeblatt/Frauenkulturarchiv Graubünden. https://www.frauenkulturarchiv.ch/was-bisher-geschah/hommage-elly-koch-21-3-2015/. Zugriff 10.08.2017

Bildquellen:

  • Koch, Elly (1982): „Schweizer Kreuzstichmuster“. Rosenheim, Rosenheimer Verlagshaus.

 
 
 

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